"Worte sind Macht - sie zu benutzen macht uns zu Verantworlichen."
Name:
Meine Eltern gaben mir vor 29 Jahren den Namen Juliette Valerie Piguet.
Rufname:
Juliette ist ein sehr schöner Name, doch für den alltäglichen Brauch wohl zu schön, oder zu lang. Deswegen wurde ich schon sehr früh Julie genannt. Ein Spitzname, der sich bis heute gehalten hat.
Geburtstag:
Ich wurde am 17. Juli 1981 in Biel / Bienne geboren. Ein Montag, wie mir meine Mutter später mitteilte.
Alter:
Im Gegensatz zu den meisten Frauen gebe ich nicht viel auf das Alter. Mir ist es relativ gleich, ob ich auf Ü30 Partys gehen kann oder nicht. Für alle die trotzdem gerne wissen möchten, wie alt ich bin: Ich zähle inzwischen stolze 29 Jahre.
Nationalität:
Laut meinem Ausweis bin ich immer noch Bürgerin des kleinen neutralen Staates in der Mitte Europas, auch gennant Schweiz.
Besonderes:
Ich schätze, jeder Mensch ist etwas Besonderes. Und so bin ich wohl auf meine eigene Art besonders, eine wirkliche Besonderheit, wie sie die meisten Menschen suchen, besitze ich wohl nicht. Das Einzige, was man mir zuschreiben könnte, ist mein Umgang mit Worten oder meine Bilingualität, doch diese Besonderheiten sind bei weitem nicht einzigartig - und das versteht man doch unter Besonderheiten.
Klasse:
Ich bin 29 Jahre alt und so schon lange mit der Schule fertig. Ich gehe in keine Klasse mehr, es sei denn ich unterrichte sie. Aber das fällt hier wohl kaum darunter.
Flügel:
Ich bin unabhängig und frei, so wie ich es am liebsten habe. Kleiner Scherz am Rande - ich unterrichte Deutsch und das ist bekanntlich flügelunabhängig.
Rolle:
Wie gesagt: Ich arbeite als Deutschlehrerin und leite nebenbei einen Rhetorikkurs, der mir sehr am Herzen liegt.
Vater:
Mein Vater Louis Piguet ist ein waschechter Schweizer, auch wenn man das seinem Namen nicht anmerkt. Er kommt aus dem französisch - sprachigen Kanton Jura. Doch aufgrund seiner Arbeit zog er in das südliche Nachbarkanton Bern, wo er meine Mutter kennen lernte. Damals wie heute arbeitete er als Abteilungschef der Personalabteilung einer schweizer Telekommunikationsfirma. Inzwischen ist er 62 Jahre alt und ich komme ausgesprochen gut mit ihm zurecht, denn er geht die Dinge meist sehr locker an, was mir immer entgegen kam.
Mutter:
Meine Mutter Ulrike Piguet geb. Hermann ist eine Bernerin seit ihrer Geburt und sie ist sehr stolz in diesem zweisprachigen Kanton zu leben. Mit ihren 59 Jahren arbeiter sie nur noch halbtags als Übersetzerin, doch eigentlich kann sie auch aufhören zu arbeiten, denn was Papa verdient, ist genug für die ganze Familie. Mit Mum komme ich inzwischen auch gut zurecht, aber das war nicht immer so, da sie in meiner Jugend sehr streng mit mir ins Gericht ging. Da ich inzwischen aber erwachsen und selbst für mich verantwortlich bin - und unter uns gesagt - das echt gut hinbekomme, ist ihr auch relativ alles egal - solange ich keine Risiken dabei eingehe. Doch das ist das Leben.
Geschwister:
Ich habe einen älteren Bruder Nicholas Piguet. Er wird nächstes Jahr 35 Jahre alt, aber wir beide haben immer noch einen guten Kontakt - so als wären wir beide Jugendliche, nur mit dem Unterschied, dass wir uns nicht mehr gegenseitig so behandeln. Nicholas hasst seinen Namen, da bei uns daheim die französische Aussprache gilt und er so einen "Mädchennamen" bekam. Er bevorzugte die englische Version und wir nennen ihn immer noch nur Nick. Nick hat inzwischen selbst Familie und arbeitet als Staatsanwalt in Biel.
Sonstige Verwandte:
Mercedes Piguet geb. Johnson ist die Frau meines Bruders und eine waschechte Britin. Die beiden lernten sich auf einer seiner Großbritannienreisen in einem Pub in London kennen und verliebten sich ineinander. Sie war der Grund, warum er immer Urlaub in London machte, auch wenn wir das damals nicht wussten. Als dies drei Jahre gut ging, zog sie Probeweise bei ihm ein. Sie hatte eine komplett fremde Sprache zu lernen - besser gesagt zwei fremde Sprachen, da wir daheim beides sprachen. Doch sie scheint sehr sprachbegabt zu sein, denn sie spricht fast perfekt Französisch und recht flüssig Deutsch, doch ihren britischen Akzent hört man klar und deutlich bei der 30 - Jährigen heraus. Mit ihr komme ich, wie mit meinem Bruder sehr gut klar. Wir könnten glatt beste Freundinnen sein und Familientreffen fallen immer sehr lustig aus, da die halbtags als Erzieherin arbeitende Mercedes immer für einen Scherz zu haben ist.
Manuel Piguet ist mein 5 jähriger Neffe, der mir sofort ans Herz gewachsen ist und der mich genauso zu mögen scheint, wie ich ihn. Ich finde, gemeinsam sind wir ein klasse Team gegen Langeweile und die Langeweile der Routine. Zu Manuel nur so viel: Er ist ein sehr neugieriger, aufgeweckter Junge, der Zusammenhänge schnell begreift und allerlei Unheil stiftet, wenn man es so weit kommen lässt. Denn in seinem engelsgleichen Lockenkopf rattert unentwegt eine kleine Maschine - genannt Gehirn - und spinnt lustige Pläne, die nicht immer realistisch oder risikofrei sind und an dessen Umsetzung man ihn des Öfteren hindern muss.
Charakter:
Seinen eigenen Charakter in Worte zu fassen, ist immer schwer und meistens auch nicht möglich. Man muss sich dazu ausgesprochen gut kennen und auch mit sich selbst gut klar kommen. In jedem Fall ist das Ergebnis verfälscht, aber ich werd es trotzdem tun: Ich bin Julie, bin 29 Jahre alt und unterrichte an einer Zirkusakademie. Früher einmal war es mein Traum, selbst Artistin oder Tänzerin zu werden, aber dafür war und bin ich zu ungeschickt und unbeweglich. Inzwischen ist mein Traum, ein recht schlichter: Vor Menschen stehen und mit ihnen sprechen. Dadurch das ich Lehrerin bin, habe ich mir diesen Traum schon längst erfüllt, aber ich finde dieser Traum sagt viel über mich aus. Ich bin beispielsweise sehr realistisch. Ich weiß, dass ich niemals Bundeskanzlerin oder Ratsvositzende werde, auch wenn es für mich vielleicht eine große Chance wäre. Auch kenne ich meine Grenzen. Ich will nicht mehr, als ich erreichen kann - aber möchte alles aus mir herausholen. Und das Wichtigste, was dieser Traum deutlich macht: Ich kenne meine Stärken und Schwächen. Ich weiß, dass ich die "Gabe der Wörter" in mir trage, wie meine Mutter immer sagt. Ich kann mit Worten gut umgehen, bin schlagfertig und diskussionsfreudig. Worte sind meine Macht und meine Waffe. Bei ihnen fühle ich mich sicher, denn sie haben mir noch nie den Dienst verweigert. Doch die Wörter sind wohl nur ein Teil des Ganzen. Für mich machen sie viel aus und somit sind sie auch Teil meines Charakters. Die meisten Menschen verstehen unter "Charakter" nur etwas Anderes. So etwas wie lebenslustig, gut gelaunt, freundlich und hilfsbereit. Solche Eigenschaften besitze ich natürlich auch. Ich liebe mein Leben und bin deswegen oft gut drauf, aber eben nicht immer. Ich lache gerne und würde mich selbst als humorvollen Menschen bezeichnen. Ich finde nur, dass solche Sachen, nie den wahren Menschen zeigen und das ich dazu stehe, zeigt, dass ich nicht viel auf die Meinung anderer gebe, dass ich selbstständig handle und denke und die Verantwortung für mein Tun selbst übernehme.
Stärken:
Wie vielleicht schon deutlich wurde, ist meine größte Stärke ganz klar der Umgang mit Worten. Sowohl wörtlich als auch schriftlich fühle ich mich sicher und weiß, was ich mit meinen Worten auslöse. Doch zum Glück ist das nicht meine einzige Stärke. Ich habe Humor und eine gesunde Portion Taktgefühl, den Worte können mehr weh tun als ein gebrochenes Bein. Diese Erkenntnis habe ich erst über die Jahre erlernen müssen und das war nicht gerade schmerzlos. Als sozial engagierter Mensch würde ich auch von mir behaupten, dass ich eine recht gute Menschenkenntnis habe. Oh. Und eines hätte ich beinahe vergessen: Ich bin selbstbewusst und verantwortungsvoll und ich weiß, was ich will.
Schwächen:
Irgendeiner meinte einmal, dass Denker nur selten Sportler wären oder hübsch. Eine Sportlerin bin ich ganz und gar nicht. Ich bekomme noch nicht einmal einen schönen Purzelbaum hin und bin auch sonst recht ungeschickt, was Körpergefühl angeht. Da ich zwar als kleines Mädchen im Ballett war, kann ich zwar gerade gehen und mich mit einer gewissen Eleganz bewegen, wenn ich möchte, aber das erfordert dann auch viel von meiner Aufmerksamkeit. Aber als hässlich würde ich mich nicht bezeichnen, um auf besagtes Zitat zurückzukommen. Meine Haare sind zwar sehr eigen, doch ich bin trotzdem mit meinem Aussehen zufrieden. Aber zurück zu meinen Schwächen. Ich bin - wie man merkt - sehr verquatscht und verliere mich schnell in Erzählungen und Zitaten. Das geht manchen Menschen extrem auf den Senkel, aber immerhin habe ich immer etwas zu erzählen. Die meisten Geschichten bekomme ich nur durch meine übergroße Neugier und mein "Talent", Menschen zur rechten Zeit zu nerven, erzählt. Doch damit nicht genug. Durch meine Selbstbestimmtheit und meine Art und Weise, wie ich lebe und dass ich weiß, was ich will, scheint die meisten Männer abzuschrecken. Ich schätze, man könnte mich also mit gutem Gewissen für beziehungsuntauglich erklären.
Vorlieben:
Meine Vorlieben? Ich liebe Bücher und das Lesen. Dabei ist es mir relativ egal, was ich lese und in welches Genre die Bücher fallen. Für mich ist das beinahe wie eine Droge. Na ja. Wenn das unter Drogen fallen würde. Genauso sehr wie das Lesen liebe ich diskutieren und debattieren. Es macht mir einfach Spaß, meine Meinung mit der Anderer auszutauschen und falls mir der andere Standpunkt gar nicht gefällt, die andere Person mit Argumenten umzustimmen. Was ich noch mag, abgesehen von Allgemeinwissen und Rhetorik? Nun ja. Ich liebe es, neue Menschen kennen zu lernen und bei leckeren Pfannkuchen kann ich leider nie "Nein" sagen - altes "Kindheitstrauma". Und ich will ganz ehrlich sein. Ich mag One - Night - Stands, allerdings will ich zu meiner Verteidigung anmerken, dass ich nicht allzu leicht zu haben bin und nicht gleich mit jedem in die Kiste steige. Das wäre nun wirklich unangebracht!
Abneigungen:
Beim Thema "unangebracht" sind wir sofort bei den Sachen, die ich nicht mag und da gibt es ganz klar eine Nummer Eins: Respektlosigkeit! Man kann dumme Witze bringen, auch wenn ich das auch nicht sonderlich mag, man kann unlogische Argumente bringen, aber man kann niemals - und ich betone: niemals - respektlos sein und wenn ich Eines an unserer Generation zu kritisieren habe, dann, dass viele Jugendliche und junge Erwachsene respektlos gegenüber anderen Menschen sind. Und das ist wirklich kein Vorurteil, welche ich übrigens auch nicht mag, sondern die Realität - leider. Aber ich fahre besser fort, bevor ich mich noch weiter darüber aufrege. Was mag ich noch nicht? Definitiv schlechte Filme, Schulzen, Teletubbies und Werbung. Dann hab ich noch eine tiefsitzende Abneigung gegen das Bildungsministerium, das die Bildung immer mehr verweichlichen lässt und unsere Generation verdummen lässt und ich habe etwas gegen Menschen, die sich nicht trauen, den Mund aufzumachen. Man kann nicht immer alles, aber man sollte sich helfen lassen und Hilfe suchen, wenn man merkt, dass man es alleine nicht hinbekommt.
Ticks & Macken:
Ticks und Macken? Da habe ich eine ganze Menge! Wenn ich genau weiß, dass ich den Anderen bei einer Diskussion "besiege", dann rutscht mir ab und zu das Wort "Touché" über die Lippen. Wenn ich mich beherrschen kann, denke ich es nur, aber leider vergesse ich allzu oft, dass man so etwas in einer ernst gemeinten Diskussion nicht bringen kann. Was noch? Ich vermeide es, ein Buch zweimal zu lesen. Meine absoluten Lieblinge und Schulliteratur ist hier außen vor, aber die meisten Bücher, die ich in meinem Leben gelesen habe, lese ich nur einmal, da ich mich noch an das Ende erinnere und es für mich deswegen keinen Sinn hat, das Buch noch einmal zu lesen.
Aussehen:
Wie ich aussehe? Ich würde sagen: Recht normal. Ich bin durchschnittlich groß - knapp 1,70m und schlank. Ich habe ein eher rundliches Gesicht und einen hellen Teint. Ich habe lange braune Haare, die manchmal - vor allem im Sommer - durch hellere, sonnengefärbte Strähnen durchzogen sind, und die ich pflege, da ich sie mir als 15 Jährige einmal zu einem Bob abschneiden musste, da sie so kaputt waren. Meine Haare sind gewellt bis lockig - ich glätte sie nie, da mein Gesicht sonst so rund und Mond - ähnlich wirkt. Zu guter Letzt noch meine Augen. Da gibt es nicht sonderlich viel zu sagen. Sie sind grün, grau bis bläulich. Je nach Licht und Strahleneinfall.
Kleidung & Stil:
Wie viele Menschen bevorzuge ich nicht nur einen Stil, sondern zwei. Man kann sie sehr gut auseinander halten, da sie wirklich leicht zu unterscheiden sind. Mein erster Stil ist sehr bequem und lässig. Jeans, eine Bluse und manches Mal eine ärmellose weste oben drüber. Gerne auch braunkarriert, so dass ich glatt als Reiterin durchgehen würde, was ich allerdings nicht bin. Blusen sind generell meins. Ab und zu auch T - Shirt, aber ohne Aufdrucke und so wie meine Blusen in gedeckten, hellen Farben. Meine andere Stilrichtung ist für besondere Anlässe bestimmt. Dort trage ich dann lange - und nur selten kurze - Kleider, die meist aus fließenden Stoffen, in hellen Farben bestehen. Nur selten trage ich kräftigere Farben, aber wenn, dann bei solchen Anlässen. Zu dem Thema Schuhe, das bei den meisten Frauen hochgekocht wird: Ich besitze natürlich auch alle mögliche Arten von Schuhe und auch meist mehrere Paare Pumps, Ballerinas, High Heels und Chucks, doch meistens nur in Schwarz und einer anderen Farbe und so habe ich zu jedem Outfit das passende Paar Schuhe - mehr Paar aber nicht. Und am Schluss komme ich noch auf Accesoires zu sprechen, die meiner Meinung nach ein Outfit erst vollkommen machen. Ich besitze einige Ketten, viele Ohrringe, Ringe und Armbänder, aber es besteht kein Anlass zur Sorge, denn sie passen alle in ein handelsübliches Schmuckkästchen - folglich habe ich nicht überdurchschnittlich viel Schmuck.
Erster Eindruck:
Ich weiß nicht, welchen Eindruck ich den Menschen vermittle, aber ich schätze, dass ich positiv auf sie wirke. Ich sage das jetzt ohne jede Art von Selbstgefälligkeit, es ist nur so, dass ich oft und gerne lächle und lache und das Leute generell eher anzieht, als abstößt. Außerdem achte ich auf meine Körper- und Kopfhaltung und meine Artikulation und Sprache. Alles Dinge, die Menschen unbewusst manipulieren. Aber das sind alles nur unbegründete Vermutungen. Wie ich tatsächlich auf Andere wirke, werde ich wohl nie erfahren.
Besonderheiten:
Ich schätze, jeder Mensch hat äußerliche Besonderheiten und wenn es das Ganze ist, aber so speziell ein Tattoo oder einen Piecing habe ich nicht. Von daher: Nein.
Geboren bin ich am 17. September 1981 in Biel. Biel ist die zweitgrößte Stadt des Kantons Bern und die größte zweisprachige Stadt in der ganzen Schweiz. Die beiden Sprachen Deutsch und Französisch werden nebeneinander und gleichberechtigt benutzt, weswegen ich beispielsweise alle Dokumente zweimal - in jeder Sprache - anfertigen musste. Das sieht nach unnötiger Bürokratie aus, aber ich finde diese Bilingualität wundervoll, denn ansonsten hätte ich nie das Vergnügen gehabt, mit beiden Sprachen aufzuwachsen. Wusstet ihr, dass Biel - also der Stadtname - die Bilingualität schon ausdrückt? Biel ist nämlich die deutsche Version, die Deutschsprachige benutzen. Für Franzosen heißt meine Heimatstadt Bienne. Ich finde das klasse! Nur manchmal verwirrt das die Menschen um mich herum und ich muss das Rätsel um meine Geburtsstadt lösen. Von Zuhause bekam ich die beide Sprachen zu gleichen Teilen mit: Mein Vater sprach mit mir nur französisch, während meine Mutter mich in Deutsch erzog. Für mich sind beide Sprachen wichtig und ich kann fließend zwischen ihnen wechseln. Da fällt mir ein, dass mein Bruder mich immer in einer Sprache angequatscht hat und ich in der jeweils anderen Sprache geantwortet habe und umgekehrt. Das machen wir heute immer noch so - ein altes Ritual. Aber zurück zu meiner Lebensgeschichte. Ich bin in Biel in den Kindergarten und später in die Grundschule gegangen. Es fiel mir nicht schwer, die Buchstaben und Worte zu lernen und von Anfang an faszinierten mich Bücher und Geschichten. Früher hatten unsere Eltern Nick und mir immer Gutenacht - Geschichten vorgelesen, aber eine Geschichte von Anfang bis Ende selbst zu lesen und selbst zu erfahren, war für mich ein wunderbares Ereignis und ich verbinde damit eine meiner schönsten Erinnerungen. Durch Bücher und phantastische Geschichten fing ich an, alles zu lesen, was mir in die Finger kam. Ich ging nich mehr zum Ballettunterricht, den ich seit meinem dritten Lebensjahr genossen hatte und hörte auch auf, Geige zu spielen. Ein Buch prägte mich damals am meisten. Ich weiß nur noch, dass es von Edith Blyton und dass es über ein Mädchen ist, das nach dem Tod seiner Eltern zu ihrer Tante und ihrem Onkel muss, die in einem fahrenden Zirkus leben und dass sie das eigentlich gar nicht möchte. Was soll ich sagen? Ich habe dieses Mädchen immer beneidet und wollte unbedingt in einen Zirkus. Also drängte ich meine Eltern dazu, mich in einer Turngruppe anzumelden, aber da ich drei Jahre älter als die Mädchen in meiner Gruppe war und dazu auch noch die Schlechteste, trennte ich mich schweren Herzens von einer Karriere als Zirkusartistin. Statt dessen wünschte ich mir, Sängerin zu werden, doch meine Eltern ahnten, dass ich das auch nicht durchziehen würde und meldeten mich nur probeweise bei einem Chor an, was auch gut war, denn ich kam mit dem Notenlesen und alles drum und dran nicht klar. Ich glaube, ich muss kurz etwas klarstellen: Ich kann Noten lesen und ich kann singen und so richtig unsportlich bin ich auch nicht. Meine Fitness bezieht sich nur eher auf Shopping, Theater spielen und ein wenig joggen, aber das reicht mir vollkommen. Also weiter im Text! Je älter ich wurde, desto mehr las ich. Meine Eltern mussten mir meine Bücher beinahe gewaltvoll abnehmen, aber das ist inzwischen natürlich nicht mehr so. Die Schule fiel mir immer leicht und ich war immer unter den Klassenbesten. Durch meine Begeisterung für Bücher - vor allem für Historische Romane - bekam ich ein recht großes Allgemeinwissen, das ich pflegte und immer wieter ausbauen wollte. Als ich ein Buch über John F. Kennedy gelesen hatte, wollte ich Politikerin werden, doch ich konnte vor vielen Menschen einfach nicht reden und war recht schüchtern. Meine Welt waren die Bücher, meine Familie und der Unterricht. Meine schrille Tante Josi schenkte mir kurz entschlossen einen Gutschein für einen Rhetorikkurs zu Weihnachten. Deswegen gab es - wie so oft - Streit zwischen Mum und Josi, aber ich muss ehrlicherweise zugeben, dass dieser Gutschein das beste Geschenk war, das ich bisher bekommen habe. Der Rhetorikkurs war für mich ungewohnt und ich war anfangs sehr scheu, aber die Tricks und Tipps, die sie mir dort mitgaben, haben mir geholfen, Freunde zu finden und mir ein soziales Umfeld aufzubauen. Außerdem wurde ich selbstbewusster und selbstsicherer. Ich lernte, dass es keinen Sinn hatte, etwas nur für Andere zu machen und musste erst lernen, was ich mit manchen Äußerungen bei meinem Gegenüber bewirke. Langsam aber sicher bekam ich eine Menschenkenntnis. Auch auf meine schulische Leistung wirkte sich der Kurs gut aus, denn bei Referaten oder Vorträgen wurde ich sicherer und es fing an, mir Spaß zu machen, so dass ich mich freiwillig dafür meldete. In der finalen Phase vor meinem Abschluss konzentrierte ich mich nur auf die Prüfungen. Ich vernachlässigte meine Freunde und ging nur noch unregelmäßig zu den Rhetoriktreffen, denn für mich stand fest, dass ich einen guten Abschluss haben wollte. Denn bekam ich dann auch als Jahrgangsbeste mit einem Durchschnitt von 1, 2. Nach der Schule wusste ich nicht, was ich machen sollte und beschloss ein freiwilliges soziales Jahr in einer Schule für Behinderte zu machen. Eigentlich hatte ich überlegt, ob ich nicht Politik und Managment studieren und Million verdienen wollte, aber während dieser Zeit stellte ich fest, dass das für mich nichts war und ich lieber in den Schuldienst wollte. Da mir aber kein Fach richtig zusprach, entschied ich mich nach meinem FSJ dazu, Rhetorik zu studieren. Besser gesagt Deutsch und Kommunikationswissenschaften mit Schwerpunkt Rhetorik. Fünf Jahre lang, dann war ich fertig. Ich hatte nicht auf Lehramt studiert, aber vor allem in Rhetorik einiges über Menschen, Sprech- und Lehrmethoden gelernt, weswegen ich mich für die Schule geeignet hielt. Ohne Referendariat und den zusätzlichen Prüfungen ist es aber unmöglich als Beamtin in einer Schule zu arbeiten und so bewarb ich mich auf Stellen als Deutsch- oder Französischlehrerin in Privatschulen und so auch bei der Traumfänger Akademie. Ich hatte damals überlesen, dass es eine Zirkusschule war, aber als ich die Bestätigung bekam, dass sie mich zu einem Vorstellungsgespräch einluden, erkundigte ich mich näher und war sofort von der Schule begeistert. Sie schien Kindern halt zu geben und half ihnen, ihren Traum vom Zirkus zu verwirklichen. Zum Vorstellungsgespräch nur so viel: Ich war aufgeregt wie nur bei meinem allerersten Referat, besann mich aber auf einfache Sachen wie Atmung und Lächeln und es klappte, was allerdings nicht an meinem Auftreten, sondern wohl eher an meinen Qualifikationen lag. In der Akademie hatte ich mich schnell eingelebt. Das Leben mit so vielen Menschen in einem Haus war aufregend, machte mich aber nur neugierig und da ich mich als weltoffen und tolerant sehe, machte es mir sehr viel Spaß. Gleich zu Beginn meines ersten Jahres kam an die Akademie ein kleines, elfjähriges Mädchen, das von Zuhause ausgerissen war. Der Direktor war sich sehr unsicher, was man tun könne, aber das Mädchen weigerte sich, zurück zu gehen und so schaltete sich das Jugendamt ein und forderte einen Vormund - aus dem Lehrerkollegium. Ich war neu, hatte keine Kontakte und keine Ahnung, aber niemand meldete sich und so stand ich auf und sagte, dass ich das übernehmen würde. Ich hatte ein kleines Haus von meiner Tante Josi geerbt, in dem genügend Platz für drei Personen war und auch sonst, war es für mich kein Problem. Das Mädchen, ich will euch jetzt auch sagen, wie es heißt, names Ilona Quickström war sehr schüchtern und erinnerte mich an mein früheres Ich und so beschloss ich, einen Rhetorikkurs anzubieten. Die AG läuft gut, so weit ich das beurteilen kann und es macht mir sehr viel Spaß. Generell gefällt es mir in der Burg immer noch sehr gut, auch wenn es wirklich schwer ist, mal für sich allein zu sein - vor allem für die Schüler ist das sicher belastend. Aber sonst habe ich an meinem Leben echt nichts auszusetzen - im Gegenteil: Ich liebe es.
Julie saß am Lehrertisch der Haupthalle und schlürfte genüsslich ihren kalten Kakao, während sie in der Zeitung blätterte. Da aber keiner der Artikel sie interessierte, faltete sie die Zeitung zusammen und legte sie weg. "Was steht heute an?" Leicht verschlafen blickte sie zu ihren Kollegen, die allesamt genauso müde aussahen. Da sie keine Antwort bekam, stand sie auf, stellte ihr Gedeck auf den Geschirrwagen und ging zurück in ihr kleines Arpatment, das jedem Lehrer zur Verfügung stand. Zwei Zimmer - ein Arbeits - Wohnzimmer und ein Schlafzimmer, eine kleine Küche mit Essbereich, auch wenn die meisten Lehrer lieber mit den Schülern aßen und ein Badezimmer. Klein, aber modern und praktisch. Das ganze Apartment war klein, aber es reichte Julie, da sie nicht sehr viel Platz brauchte. Sie ging in das Arbeitszimmer, das zugleich ihr Wohnzimmer war, weswegen sie es auch ordentlich hielt, was sonst nicht ihre Art war. Das Arbeitszimmer war auch gleichzeitig ihr Büro. Damals hatte man das intelligent eingerichtet: Sowohl von der Küche, als auch vom Apartmentflur - und das Besondere - und sogar vom Schulflur kam man in das Zimmer. Im Arbeitsraum selbst suchte Julie die letzten Unterrichtsmaterialien zusammen. Literatur bei der 5. Klasse hatte sie zu Beginn. Sie lasen gerade "Die Physiker" von Dürrematt. Ein Buch, das ihr persönlich sehr gut gefiel und dessen Sprache sehr gut verständlich war. Als die junge Lehrerin ihre Sachen beisammen hatte, begab sie sich in den Unterrichtstrakt. Sie lief schnell, denn die Stunde begann gleich und so wollte vorher noch etwas mit einer Schülerin klären, deren Aufsatz sie über das Wochenende korrigiert hatte. "Guten Morgen, meine Lieben!" Begrüßte sie die Klasse freundlich. "Amelie, kommst du mal bitte?" Eine Schülerin kam nach vorne und Julie erklärte ihr, was sie gut und was sie nicht so gut gemacht hatte und wie es das nächste Mal perfekt werden würde. Dann begann sie mit dem Unterricht.